Reader’s Digest UK macht Ende April 2024 nach 86 Jahren zu. Schade! Ich habe diese Magazine im Taschenbuchformat schon als Kind gelesen. Sie schienen irgendwie in jedem Haus vorhanden zu sein, entweder durch ein Abo oder weil Leute sie ausliehen. Im Bild, eine schöne alte englische Ausgabe (Titelthema: ‘Jane Austens Garten’), die ich mir aufgehoben habe. Dass Reader’s Digest UK jetzt Schluss macht, liegt nicht an einem Mangel an interessanten Inhalten, sondern an einem Geschäftsmodell, das stark auf Print und Verkauf von Büchern, CDs, DVDs etc. beruhte. Mit den Millionen Lesern, die Reader’s Digest (zusätzlicher Name in Deutschland: Das Beste) mal hatte, funktionierte das gut. Aber das ist alles nicht mehr. Vom Winde verweht – Magazine und Zeitungen machen reihenweise zu. Vor Kurzem: Mopo. Wobei Reader’s Digest, im Gegensatz zu
vielen anderen Publikationen, wirklich einen ureigenen Stil hatte. Den konnte man getrost als bürgerlich-konservativ bezeichnen. Aber nicht auf eine klischeehafte Weise. Das Magazin war eher kulturell als politisch geprägt. Schon gar nicht parteipolitisch.
Spitzenpolitiker aller Parteien schienen, wohl auch angesichts der großen Reichweite des Magazins, willens, mit Reader’s Digest zu sprechen. Wie es aktuell, Mai 2024, um die deutsche Ausgabe von Reader’s Digest steht, weiß ich nicht. Ich drücke etwaigen Mitarbeitern die Daumen. Das Magazin wurde 1922 in Amerika von dem protestantisch geprägten Republikaner namens DeWitt Wallace (1889-1981) und seiner Ehefrau Lila Bell Wallace gegründet. Die
erste deutsche Ausgabe von Reader’s Digest erschien immerhin schon im Jahr 1948. Preis: 1 DM. Mit Artikeln u. a. über die Expedition von Thor Heyerdahl, im Prinzip, ein archetypisches Reader’s Digest-Thema: Abenteuer und Optimismus. Ein fast schon obligatorischer Optimismus, den der eine oder andere deutsche Zeitgenosse wahrscheinlich als amerikanischen Kulturimperialismus abgetan haben wird. Aber eine klitzekleine Prise Optimismus konnte man in Deutschland eigentlich immer ganz gut gebrauchen.
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