‘Solange du lebst, trete in Erscheinung. Sei nicht traurig, alles Leben existiert nur für kurze Zeit. Am Ende verlangt die Zeit ihren Tribut.’ – Diese Zeilen, frei aus dem Griechischen übersetzt, wurden ca. 138 n. Chr. auf eine steinerne Stele geschrieben, inklusive Noten für musikalische Begleitung. Das Lied der Seikilos-Stele ist somit eines der ältesten Lieder der Welt. Es gibt jetzt eine Vertonung von der südkoreanischen Sopranistin Hera Hyesang Park. Man kann diese Musik, zusammen mit dem Video, kaum anders als atemberaubend schön beschreiben. Das Video spielt in einem verlassenen Opernhaus, das – apropos Vergänglichkeit – wie ein Lost Place aussieht. Wenn Hera Hyesang Parks Album ‘Breathe’ (2024) demnächst von Deutsche Grammophon veröffentlicht wird (habe es schon bestellt) werde ich diesen Blogpost erweitern. Gesagt, getan. Ich habe jetzt die CD-Ausgabe des Albums. Ich habe es heute morgen im Auto gehört und bin beeindruckt. Der Großteil des Albums hat etwas von dieser meditativ klingenden Atmosphäre des obigen Lieds ‘While You Live’. Ich mag diese Art von Kontinuität. So ist zum Beispiel das nächste Lied auf der CD Henryk Góreckis ‘Symphony of Sorrowful Songs‘
‘Im Zentrum des Binnensatzes von Góreckis Symphonie Nr. 3 steht ein Gebet, das ein 18-jähriges polnisches Mädchen 1944 in die Wand seiner Zelle in einem Gestapo-Gefängnis ritzte. Darin bittet sie ihre Mutter, nicht zu weinen, und fleht die Jungfrau Maria um Unterstützung an.’ (Hera Hyesang Park)
Was mir ebenfalls gut gefällt, ist, dass in dem 22-seitigen Booklet von ‘Breathe’ (2024) ausgiebig Infos über die Entstehung des Albums enthalten sind, auf Deutsch und auf Englisch. Wenn man das Bild, links, zu Vergrößern anklickt, sieht man zudem Informationen über weitere Musikstücke auf dem Album. Im Interview ‘Der Atemhauch des Lebens und des Todes’ im Booklet erzählt die Sopranistin Hera Hyesang Park zum Beispiel, dass die Inspiration für dieses Album mitunter von ihrer 25 Tage langen ‘Wanderung 2022 auf dem Jakobsweg kam. Sie sagt, u. a. mit Rückblick auf die Pandemie: ‘In der schönsten Abgeschieden-heit der Welt, fing ich an, mich mit den Ängsten auseinanderzusetzen, die so lange im Ver-borgenen geblieben waren und denen ich mich nie hatte stellen wollen. An einem Ort zu sein, von dem ich nicht zu fliehen brauchte, war für mich, als tauchte ich in reinstes, glänzendes kristallklares Wasser ein. Ich fühlte mich wahrhaftig lebendig. Ich konnte atmen.’ – Bei den Beschreibungen von Hera Hyesang Park wurde mir die Bedeutung des Albumcovers klar. Ich schätze, dass ‘Breathe’ (2024) auf den Listen der besten Klassik-Alben von 2024 auftauchen wird
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